IASB Financial Instruments: Accounting for Dynamic Risk Management

Aktueller Stand

Der IASB hatte am 17. April 2014 das Diskussionspapier DP/2014/1 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Dieses war der erste Schritt in diesem Projekt, welches inhaltlich Teil des IFRS 9-Projekts war, dann aber aufgrund der länger andauernden Tätigkeiten separiert wurde.

Seither hat der IASB die Idee aus dem Diskussionspapier weiter verfolgt und erörtert, allerdings bis dato ohne konkrete Ergebnisse in Form von Veröffentlichungen. Vorgesehen war, dass als nächster Projektschritt ein weiteres Diskussionspapier veröffentlicht wird, in welchem das Zinsrisiko als Ausgangspunkt der weiteren Diskussionen im Mittelpunkt steht. Der IASB avisierte seit langem – und begann nunmehr im 4. Quartals 2020, eine bilaterale Konsultation (Outreach) mit ausgewählten Finanzdienstleistern durchzuführen. In diesem Zuge werden 25 ausgewählte Banken in Bezug auf ihre Bilanzstruktur und Risikomanagementstrategien untersucht und befragt. Erste Erkenntnisse aus dieser Befragung/Outreach hat der IASB im Mai 2021 erörtert. Dabei wurde ein Zeitplan erörtert, mit dem man nun die „Herausforderungen“ sukzessive erörtern will.

Im Nachgang zur IASB-Agendakonsultation hat der IASB (Anfang 2022) bekräftigt, dieses Projekt fortsetzen zu wollen. Im Mai 2022 hat der IASB dieses Projekt dann formell vom Status „Forschungsprojekt“ in den Status „Standardsetting-Projekt“ erhoben. Die Inhalte/Detailaspekte und der Zeitplan für dieses Projekt werden derzeit nach und nach konkretisiert.

Hintergrund und Zielsetzung

Das IASB-Projekt „Hedge Accounting“ war ein Teil (Phase 3) des Gesamtprojekts „Finanzinstrumente“ zur vollständigen Ablösung von IAS 39. Im Rahmen dieser Phase hat der IASB Ende 2013 eine neue Version von IFRS 9 verabschiedet, die geänderte Regelungen zum Hedge Accounting enthalten. Damit werden die Hedge Accounting-Regeln von IAS 39 abgelöst – mit Ausnahme der Textziffern zum Portfolio-Fair Value Hedge auf Zinsrisiken; diese gelten b.a.w. fort.

Davon losgelöst und im Nachgang sollen gesonderte Spezialregeln für dynamische Portfolio-Absicherungen (Makro-Hedge Accounting) entwickelt werden. Grund: Die in IAS 39 enthaltenen Vorschriften für Portfoliohedges auf Zinsrisiken haben sich als mangelhaft und unvollständig erwiesen, bedürfen also ebenfalls einer Fortentwicklung. Aus IASB-Sicht sind diese Sachverhalte zwar nicht selten, jedoch methodisch eine Besonderheit, weshalb entsprechende Hedge Accounting-Vorschriften auch gesondert entwickelt werden müssen. Diese sollen dann später das allgemeine Hedge Accounting-Konzept in IFRS 9 ergänzen.

Inhalte

Im DP/2014/1 stellte der IASB einen Ansatz – den sog. Portfolio Revaluation Approach (PRA) – zur besseren bilanziellen Abbildung des von Unternehmen vorgenommenen dynamischen Risikomanagements (DRM) von Portfolien (sog. Macro Hedging) zur Diskussion. Damit hat sich der Fokus auf die Abbildung des DRM verschoben.

Der IASB beschreibt sein Verständnis vom DRM. Dieses stellt im Wesentlichen die dynamische Steuerung eines oder mehrerer offener Portfolien dar, das sich in seiner Zusammensetzung häufig ändert, wobei im Wesentlichen ein Nettorisiko Gegenstand der Betrachtung bzw. der Steuerung ist. Das Portfolio umfasst nicht nur kontrahierte Geschäfte, sondern auch Risiken aus erwarteten Transaktionen oder aus erwarteten Änderungen bereits geschlossener Transaktionen. DRM bedeutet nicht zwingend eine tatsächliche ökonomische Risikominderung (risk mitigation), sondern ist ggf. auch nur die Identifikation und Analyse des Risikos.

Nach dem PRA soll die Nettoposition in Bezug auf ein bestimmtes – das gesicherte – Risiko neu bewertet und für diesen Bewertungseffekt ein zusätzlicher Bewertungsposten in der Bilanz erfasst werden. Die Gegenbuchung erfolgt im Periodenergebnis.

Das Modell stellt ein gänzlich neuartigeses Konzept dar, das aus bilanzieller Sicht folgende Aspekte modifizieren würde:

  • Gegenstand des Modells sind nicht einzelne Verträge (Finanzinstrumente), sondern eine Nettorisikoposition.
  • Die Nettorisikoposition soll Bestandteile (exposures bzw. items) enthalten, die (a) bilanziell angesetzt sind oder (b) bereits kontrahiert, aber bilanziell (noch) nicht ansatzfähig sind sowie (c) noch nicht kontrahierte Geschäfte darstellen. Letztere werden auch als behavioural oder deemed exposures bezeichnet.
  • Die Nettorisikoposition wird in Bezug auf das – zuvor als solches identifizierte – gesicherte Risiko bewertet. Dabei wird nicht zwingend von einem Fair Value- oder Cashflow-Änderungsrisiko ausgegangen; vielmehr wird die Sicherung einer Marge/Spread als gesichertes Risiko identifiziert.
  • Der Effekt aus der Bewertung dieser Nettoposition – das sog. revaluation adjustment – soll als eigenständiger Bilanzposten angesetzt werden; er kann nur bedingt oder gar nicht vorhandenen Bilanzpositionen zugeordnet werden.

Der IASB stellt für zahlreiche Einzelaspekte seines Modells Alternativen vor, ohne bereits eine Präferenz aufzuzeigen:

  • Das Modell soll entweder verpflichtend oder wahlweise angewendet werden.
  • Der Anwendungsbereich des PRA wird entweder auf sämtliche, im DRM einbezogene Exposures (Fokus auf Risk Management) oder nur auf den tatsächlich ökonomisch gehedgten Teil (Fokus auf Risk Mitigation) davon festgelegt.
  • Die Nettorisikoposition kann sog. deemed exposures enthalten; ob und inwieweit, stehe zur Diskussion.
  • Das Modell soll potenziell auf andere Branchen und Risiken übertragen werden; ob und wie dies möglich ist, steht gleichfalls zur Diskussion.
  • Der Bilanzausweis des Bewertungseffekts (revaluation adjustment) soll entweder je Bilanzposten oder in einem Brutto-Betrag je auf der Aktiv- und auf der Passivseite oder gar in einem einzigen Nettobetrag erfolgen.
  • Für die Erfassung im Periodenergebnis (GuV) stehen zwei Varianten zur Diskussion.
  • Die Zusatzangaben sollen entweder die gesamte dem DRM zugrunde liegende Nettoposition oder nur für den tatsächlich ökonomisch gehedgten Teil dieser Nettoposition gemacht werden.

Da das Modell derzeit am Beispiel der Banksteuerung und bezogen auf das Zinsrisiko dargestellt wird, werden einige Details vorgeschlagen, die eher bankspezifisch sind. Der IASB beabsichtigt, das Modell zunächst nur auf das Zinsrisiko bezogen weiterzuentwickeln. Erst später soll entschieden werden, ob und wie das Modell auf andere Branchen bzw. Risiken übertragbar ist.

Befassung durch das DRSC

Das DRSC begleitet das aus der Entwicklung von IFRS 9 ausgegliederte Projekt von Beginn an. Das bislang einzige Diskussionspapier wurde im IFRS-FA sowie in der DRSC-Arbeitsgruppe „Finanzinstrumente“ ausführlich diskutiert und kommentiert.

Zudem hatte sich der IFRS-FA über die anschließenden weiteren Erörterungen des IASB informiert und diese diskutiert.

Seither wird der Projektfortschritt im DRSC sukzessive verfolgt, jedoch derzeit nicht aktiv erörtert.

Zugehörige Dokumente & Konsultationen

Titel Datum
IASB DP/2014/1 Accounting for Dynamic Risk Management
17/04/2014
DRSC-Stellungnahmen zum DP/2014/1
20/10/2014

Zugehörige Veranstaltungen

  • 33. Sitzung IFRS-FA
  • 01.12.2014
  • 33. Sitzung IFRS-FA
  • 01.12.2014
  • Macro Hedge Accounting

    Der IFRS-FA nimmt eine Zusammenfassung des IASB über das bisherige Feedback zum DP zur Kenntnis. Es stimmt in den Grundaussagen mit der DRSC-Position überein.

    Der IFRS-FA hält es für wichtig, dass eine Makro-Hedging-Lösung weiter verfolgt und letztlich gefunden wird. Um dies zu erreichen und ggf. auch zu beschleunigen, erscheint es wichtig, die Zielsetzung auf die Lösung von Bilanzierungsproblemen auszurichten und zugleich einen engen Fokus zu wählen. Folglich erscheint es sinnvoller, für gezielte und tendenziell begrenzte Sachverhalte eine umsetzungsorientierte Lösung fortzuentwickeln und diese als eine spätere Ergänzung/Anpassung des IFRS 9-Hedge Accounting zu gestalten. Eine Ausweitung des Ansatzes insb. auf andere Branchen/Risiken erscheint dagegen wegen des begrenzten Anwendungsbedarfs im Nichtfinanzsektor nur begrenzt sinnvoll. Eine Ergänzung einer Zusatzvariante ähnlich dem Cashflow-Hedge Accounting ist vor dem Hintergrund der vorhandenen (und eher noch zunehmenden) konzeptionellen Neuerungen und der Komplexität erst dann sinnvoll, wenn sich zeigt, dass mit einem bewertungsbezogenen Ansatz noch immer keine hinreichende Macro-Hedging-Lösung besteht.

  • 31. Sitzung IFRS-FA
  • 06.10.2014
  • 31. Sitzung IFRS-FA
  • 06.10.2014
  • IASB DP/2014/1 Accounting for Macro Hedging

    Zum IASB-DP/2014/1 Accounting for Dynamic Risk Management: A Portfolio Revaluation Approach to Macro Hedging schließt der IFRS-FA seine Diskussion nunmehr ab und wird seine Stellungnahme per Umlaufverfahren verabschieden.

    Das bisherige Meinungsbild wird bestätigt. Demnach wird es als unverändert notwendig und dennoch als schwierig angesehen, eine zusätzliche Bilanzierungslösung für dynamische Absicherungen zu finden. Der Portfolio Revaluation Approach (PRA) deckt zwar die Bankensteuerung weitgehend ab, ist aber nicht auf alle Banken gleichermaßen und nahezu kaum auf Industrieunternehmen anwendbar. Inwiefern der PRA für Versicherungsunternehmen anwendbar ist, kann vor Abschluss der IFRS 4-Überarbeitung nicht beurteilt werden. Der PRA stellt lediglich eine Situationsbeschreibung der Risikosteuerung dar. Zudem ist dieser Ansatz aufgrund der zahlreich vorgeschlagenen Alternativen jedoch wenig konkret ausgestaltet. Zudem fehlt – auch aufgrund der als nicht sachgerecht beurteilten Zielsetzung – eine konkrete Problemlösung für die Bilanzierung.

    Der IFRS-FA plädiert für eine veränderte Zielsetzung, die sich auf eine Verbesserung der Bilanzierung ausrichtet, und – dadurch bedingt – für einen engen Fokus auf Risk Mitigation. Nur im Rahmen einer solchen Konkretisierung kann der Ansatz sinnvoll weiter verfolgt werden.

    Etwaige Alternativmodelle zu verfolgen, wie sie z.B. EFRAG skizziert hat, erscheint dem IFRS-FA derzeit als nicht aussichtsreich. Insbesondere wären die zu lösenden Detailpro­bleme identisch mit denen im Rahmen des PRA.

    Insgesamt jedoch hält der IFRS-FA es für weiterhin erstrebenswert, die bisherigen Bilanzierungsregeln (inkl. Hedge Accounting) um einen weiteren Ansatz, welcher die dynamische Risikosteuerung adressiert, zu ergänzen.

  • 30. Sitzung IFRS-FA
  • 01.09.2014
  • 30. Sitzung IFRS-FA
  • 01.09.2014
  • IASB DP/2014/1 Accounting for Macro Hedging

    Der IFRS-FA setzt die Erörterung des IASB-DP/2014/1 fort und diskutiert insb. die Abschnitte zu Darstellung/Ausweis und Alternativen. Ferner geht der IFRS-FA auf die vorläufige EFRAG-Position ein und stellt sie seiner eigenen gegenüber.

    Die vom IASB im DP vorgeschlagene Alternative sowie ggf. andere potenzielle Alternativmodelle will der IFRS-FA in seiner kommenden Sitzung vertiefend diskutieren. Zugleich soll der dann vorliegende Stellungnahmeentwurf des IFRS-FA finalisiert werden.

  • 29. Sitzung IFRS-FA
  • 31.07.2014
  • 29. Sitzung IFRS-FA
  • 31.07.2014
  • IASB DP/2014/1 Accounting for Macro Hedging

    Der IFRS-FA befasst sich erneut mit dem IASB-Diskussionspapier DP/2014/1 Accounting for Dynamic Risk Management: A Portfolio Revaluation Approach to Macro Hedging. Der IFRS-FA erörtert diesmal überwiegend bankspezifische Aspekte des Modells.

    Des Weiteren wird die vorläufige Sichtweise von EFRAG im Überblick vorgestellt. Eine vertiefende Befassung bzw. Gegenüberstellung der bisherigen Position des DRSC erfolgt in der kommenden Sitzung.

    Der IFRS-FA schlägt vor, die derzeitige Entwicklung von Alternativen bei EFRAG sowie ggf. weitere denkbare Alternativen nach der laufenden Kommentierungsperiode in der DRSC-Arbeitsgruppe zu erörtern und zu vertiefen.

  • 28. Sitzung IFRS-FA
  • 23.06.2014
  • 28. Sitzung IFRS-FA
  • 23.06.2014
  • IASB DP/2014/1 Accounting for Macro Hedging

    Der IFRS-FA setzt seine Diskussion zum IASB DP/2014/1 Accounting for Dynamic Risk Management: A Portfolio Revaluation Approach to Macro Hedging fort. Der IFRS-FA vertieft übergreifende Aspekte, insb. den Anwendungsbereich, Ausweisfragen sowie mögliche Alternativmodelle.

    Der IFRS-FA bestätigt vorläufig seine Ansicht, dass das Ziel der Abbildung des dynamischen Risikomanagements zu weit geht. Insb. ein damit eher in Einklang stehender Anwendungsbereich des sog. PRA auf das gesamte Risikomanagement erscheint schwierig, da nicht-bilanzierte Geschäfte in umfassendem Maße bilanziell relevant würden. Der IFRS-FA bestätigt, dass es wichtig sei, zu den IASB-Vorschlägen auch die Sichtweise des Risikomanagements – neben der Sicht der Bilanzierer – einzubeziehen, um das Modell fundierter würdigen zu können.

    In den kommenden Sitzungen werden weitere Themenausschnitte, insb. die bankspezifischen Aspekte erörtert und vertieft. Auch die vorläufige Position von EFRAG, die in Kürze veröffentlicht wird, soll diskutiert werden.

  • Öffentliche Diskussion – 06. Juni 2014
  • 06.06.2014
  • Öffentliche Diskussion – 06. Juni 2014
  • 06.06.2014
  • 19. Sitzung IFRS-FA
  • 02.09.2013
  • 19. Sitzung IFRS-FA
  • 02.09.2013

Literaturhinweise

Autor/In Titel Datum
Rogler, Silvia Earn-out-Zahlungen bei Unternehmenserwerben nach IFRS Der Fall - die Lösung IRZ, 03/2024, S. 101 ff. 2024
Lohr, Jörg-Andreas/ Schiffer, Mark Bilanzierung eigener Anteile nach IFRS Methoden und Auswirkungen PiR, 02/2024, S. 45 ff. 2024
Geuken, Jordi Louis/ Weller, Sebastian Prüfungsschwerpunkte der ESMA und BaFin für die Rechnungslegung Enforcement 2024 PiR, 02/2024, S. 38 ff. 2024
Schubert, Daniel Enforcement 2024: ESMA- und BaFin-Prüfungsschwerpunkte für die Rechnungslegung Kompakte Darstellung der Prüfungsschwerpunkte aus Sicht der Rechnungslegung StuB, 03/2024, S. 88 ff. 2024
Staß, Alexander/ Bonk, Katrin/ Goossens, Marcus Prüfungsschwerpunkte für Enforcementverfahren 2024 Der Betrieb, 05/2024, S. 201 ff. 2024