30. Januar 2024

Heat-Map zu Indikatoren für nachteilige Auswirkungen auf Nachhaltigkeit veröffentlicht

Bei der Frage nach der Rolle von Unternehmen und Finanzinstitutionen für die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise steht auch die Debatte zur Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsberichterstattung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Fokus. Hier gilt es, die verschiedenen Berichtsanforderungen diverser Geschäftspartner*innen von KMU zu berücksichtigen (hierzu veröffentlichte die DRSC/RNE-Pilotgruppe zuletzt eine Übersicht zu Informationsbedarfen verschiedener Stakeholder bezüglich der Nachhaltigkeit von KMU).

In dieser Debatte um die Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMU kommt den sogenannten Principal Adverse Impact Indicators (PAI) eine zentrale Bedeutung zu. Die PAI sind nach der EU-Offenlegungsverordnung Grundlage für die Angaben von Finanzinstitutionen zu deren Investitionen, um mögliche nachteilige Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit aufzuzeigen. Die Indikatoren sollen Hinweise auf mögliche negative Auswirkungen der Geschäftstätigkeiten auf beispielsweise Biodiversität, Geschlechtervielfalt und -gerechtigkeit, Einhaltung von Menschenrechten sowie Energieverbrauch geben. Zu diesen PAI sollen auch KMU künftig vermehrt Angaben machen. Dies sehen die kürzlich veröffentlichten Vorschläge des europäischen Standardsetzers EFRAG für die gesetzlich vorgeschriebene Nachhaltigkeitsberichterstattung kapitalmarktorientierter KMU sowie die Vorschläge für die freiwillige Berichterstattung aller anderen KMU vor.

Die DRSC/RNE-Pilotgruppe möchte mit der Veröffentlichung einer Heat-Map einen Diskussionsbeitrag zur Erarbeitung der Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Hinblick auf die PAI leisten. Die Pilotgruppe bewertete die Umsetzbarkeit der Indikatoren sowie den Bedarf bzw. die Relevanz für KMU. Die Heat-Map veranschaulicht diese Einschätzung und weist auf besondere Herausforderungen für KMU hin. Hiervon lassen sich Unterstützungsbedarf für KMU und auch möglicher Anpassungsbedarf einzelner Indikatoren ableiten. Die Pilotgruppe identifizierte insbesondere bezüglich der Messung von Auswirkungen auf die Biodiversität, der Scope 3-THG-Emissionen sowie der Strukturen zur Überwachung der Einhaltung der UNGC-Grundsätze und OECD-Leitsätze Handlungsbedarfe. Für die Bewertung der Indikatoren führte die DRSC/RNE-Pilotgruppe Expert*innengespräche mit Vertreter*innen weiterer KMU, Finanzinstitutionen und großer Unternehmen durch.

Prof. Dr. Alexander Bassen (Universität Hamburg), Leiter der DRSC/RNE-Pilotgruppe, ordnet die Arbeit aus seiner Perspektive ein: „Für die Erstellung der Heat-Map konnten wir erneut Expert*innen aus der Praxis für aufschlussreiche Diskussionen gewinnen. Wir freuen uns damit aufzuzeigen, wo konkreter Handlungsbedarf besteht und einen Beitrag zur Debatte zur Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMU zu leisten“.

Georg Lanfermann, Präsident des DRSC, ergänzt:

„Die EFRAG-Vorschläge für die verpflichtende und freiwillige KMU-Nachhaltigkeitsbericht­erstattung nehmen stark Bezug auf die PAI. Daher ist die Heat-Map nicht nur hochaktuell, sondern auch von zentraler Bedeutung für den Erfolg der EFRAG-Arbeiten.“

Hintergrund:

Das nun vorgelegte Papier geht zurück auf die im Rahmen der Kooperationsvereinbarung des DRSC und des RNE initiierte Pilotgruppe KMU-Reporting. Diese setzt sich aus erfahrenen Vertreter*innen aus KMU und verschiedenen Stakeholdergruppen der KMU-Nachhaltigkeitsberichterstattung zusammen. Dieses Papier reiht sich ein in die bisherigen Veröffentlichungen zur Ausgestaltung von Nachhaltigkeitsberichterstattung. So erschien im Dezember 2022 ein Eckpunktepapier für die Ausgestaltung der KMU-Nachhaltigkeitsberichtsnormen; im August 2023 legte die Pilotgruppe eine Übersicht zu verschiedenen Informationsbedarfen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung vor. Einen Überblick über die Zusammensetzung sowie bisherige und zukünftige Aktivitäten der DRSC/RNE-Pilotgruppe gibt es hier. Im Rahmen der Kooperation sollen Unternehmen bei der Umsetzung neuer gesetzlichen Anforderungen an die Berichterstattung unterstützt werden.